Wenn Regen glücklich macht/unsere ersten Tage auf den Kiwi Orchards

Mittwoch, 18.10.2017
  • Tag 32: Mittwoch, 18.10.2017

 

Heute ist Tag 3 unserer Arbeit auf dem Kiwi Orchard mit unserem Chef Tom. Die Arbeit ist hart. Wirklich sehr hart und absolut langweilig. Schon nach dem ersten Tag am Montag habe ich die Krise bekommen und dachte mir nur, wie soll man das 8 Wochen durchhalten?! Aber zum Reisen brauchen wir eben etwas Geld, also heißt es Zähne zusammen beißen.

Unsere Aufgabe ist es, die Knospen von den Kiwi Bäumen auszudünnen. Wir müssen also den ganzen Tag über dem Kopf arbeiten, Hände nach oben, Kopf nach hinten neigen und Hohlkreuz bilden. Am ersten Tag war es echt schlimm, am zweiten schrecklich und heute, am dritten Tag ging es. Zwischendurch lief es echt gut und ich hatte schöne Gedanken im Kopf. Aber Nichtsdestotrotz bleibt die Arbeit echt langweilig.

Selbst Musik macht es manchmal nicht besser. Aber die allgemeine Atmosphäre ist gut, Tom ist nett und seine Helfer auch, zumindest fast alle. Wir haben keinen permanenten Druck, wie ich es schon von anderen Orchards und Franzi gehört habe. Ich glaube, wir haben hier einen guten Platz gefunden. Wir sind eine große Gruppe von Backpackern, Fast nur Deutsche und Franzosen, alle eben mit dem gleichen Ziel, Geld verdienen. 

Damit ihr aber nun versteht von was ich rede, hier mal Bilder von einem Orchard.

 

Kiwi Orchards sind die Plantagen. Die gibt es hier, vor allem in der Bay of Plenty, wo wir zur Zeit sind, sehr viele. Umrandet werden die Plantagen von hohen Bäumen. Eine Reihe wird nach der anderen bearbeitet, die Kiwi Bäume wachsen rechts und links und werden über einem, auf einem Drahtnetz fixiert. Das ist dann auf eine Höhe von ca. 1,70 -2,00 Metern. So wachsen also Kiwis, wie wir sie kennen.

Wenn ihr dann beim nächsten mal Kiwi essen einen kleinen Gedanken an die armen Backpacker verschwendet, die mühevoll die Blüten ausgedünnt haben, schmeckt euch die Kiwi bestimmt noch besser. 

Find all the double's and triple's. We only need the single's! Make all of them to single's!

Wie ein Stoßgebet, schallt es noch immer durch meinen Kopf, selbst nach der Arbeit. Überall da, wo 2 oder mehr Knospen dranhängen, müssen wir ran.

 

An jedem kleinen Stiel, darf nur eine Knospe hängen, sonst wachsen da zu viele, der Ast kracht unter dem Gewicht ab und die Kiwis sind nicht süß genug. Also mit den Fingern abknipsen.

Und bitte, seid mir nicht böse, wenn die Kiwis nächstes Jahr etwas weniger oder teurer sind, dann habe ich wahrscheinlich zu viele Knospen aus Versehen abgeknipst. Gibt es eben ein paar weniger Kiwis. 

Man kommt sich manchmal vor, wie ein Bekloppter und kann vor lauter Knospen, die Knospen nicht mehr sehen. Aber, es wurde heute, am dritten Tag, schon besser. Ich glaube, man gewöhnt sich dran. Die Schmerzen werden akzeptiert, ebenso wie die Langeweile. Und man fängt an, wie eine Maschine die Knospen auszudünnen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Wahrscheinlich bekommt man einen Tunnelblick und macht einfach das, was zu tun ist.

Aufgewertet wurde der heutige Tag aber von oben herab. Gegen 13:30 zogen dunkle Wolken auf und kurz danach, als wir gerade unsere Pause hatten, hat es angefangen zu regnen. Was für ein Segen. Denn bei Regen wird nicht gearbeitet, natürlich gibt es dann auch kein Geld.

Finished!

Alle rein in die Autos, umdrehen und ab über die Schotterpiste nach "Hause".

Ein gutes Gefühl. Freude kam auf. Heute also etwas mehr Zeit zum Leben, nach der Arbeit. Natürlich, werden wir dann auch nur bis 13:30 bezahlt. Aber das ist mir heute ehrlich gesagt total egal. Gibt es halt 40 Dollar weniger. 

Morgen beginnt ja dann alles wieder von vorne. We only need single's. Find all the double's and triple's! 

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Seit Montag wohnen wir übrigens im Hostel in Opotiki. Bei Andrea und Volker, 2 Deutsche, im Central Oasis Backpackers. Direkt in der Stadt.

Wir haben ein Zimmer für uns alleine, können also unsere ganzen Sachen verbreiten wie wir wollen und werden von niemandem gestört. Diesen Luxus gönnen wir uns, während wir arbeiten. Hörby hat so lange seine Ruhe in der Nacht. Und wir ein richtiges Bett, in dem wir uns ausruhen und erholen können. Im Hostel hier wohnen noch ein paar andere. Wo die ausnahmslos alle herkommen, wird euch wahrscheinlich klar sein...

Wir fühlen uns wirklich wohl hier. Es ist ein Platz, an dem man gerne lebt, so viel kann ich schon nach kurzer Zeit sagen. Mir gefällt es hier deutlich besser, als in einem großen Hostel, wo man nicht jeden kennt, schließlich, gibt es hier nur 11 Betten in 4 Zimmern. 

Apropos: da wir hier wahrscheinlich bis Anfang Dezember wohnen, wenn wir nicht gekündigt werden, gibt es für euch die einmalige Möglichkeit mir Post, Briefe, Pakete oder was auch immer nach Neuseeland zu schicken. Denn danach haben wir keine feste Adresse mehr. 

--> Central Oasis Backpackers 

      Florian

      30 King St

      Opotiki 3122 

      New Zealand 

Aber denkt daran, wir sind am anderen Ende der Welt, da braucht die Post nicht nur 3 Tage wie bei uns Zuhause.